Bakterien in der Nase: Neues Antibiotikum im Nasenschleim entdeckt | Leben & Wissen



Aus: Kai Franzke jr.

Forscher haben eine sensationelle Entdeckung gemacht!

Denn bestimmte Bakterien in unserer Nase und auf unserer Haut produzieren den Wirkstoff Epifadin, der andere Bakterien abtötet. Forscher der Universität Tübingen haben nun herausgefunden, dass dieser Stoff als Antibiotikum eingesetzt werden könnte und als erster Vertreter einer bisher unbekannten Wirkstoffklasse gilt. Das weckt Hoffnungen im Kampf gegen multiresistente Keime. Aber Vorsicht: Epifadin ist schwer zu handhaben.

Multiresistente Keime verbreiten sich rasant und herkömmliche Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit. „Wir brauchen dringend neue Wirkstoffe und Behandlungsmethoden“, sagt Andreas Peschel von der Universität Tübingen. Deshalb suchten die Forscher nach neuartigen antibiotischen Wirkstoffen in unserem Mikrobiom.

Fündig wurden sie in der Nase, genauer gesagt auf der Schleimhaut der Naseninnenwand. Dort produzieren Bakterienstämme der Art „Staphylococcus epidermidis“ das Molekül Epifadin. Ähnliche Bakterien fanden sie auch auf unserer Haut. Epifadin schädigt die Zellmembranen verschiedener Arten von Bakterien, wodurch diese zerstört werden und absterben.

In den Versuchen wirkte Epifadin nicht nur gegen Bakterien in unserem Körper, sondern auch gegen zahlreiche Darmbakterien und bestimmte Pilze. Es war besonders wirksam bei der Abtötung des potenziellen Krankheitserregers „Staphylococcus aureus“, der als gefährlicher Krankenhauskeim gilt.

Fündig wurden die Forscher in der Nase, genauer gesagt auf der Schleimhaut der Naseninnenwand

Fündig wurden die Forscher in der Nase, genauer gesagt auf der Schleimhaut der Naseninnenwand

Foto: Getty Images

Die antibakterielle Wirkung von Epifadin eröffnet die Chance für neue Antibiotika. „Epifadin begründet eine neue, bisher unbekannte Klasse mikroorganismustötender Wirkstoffe, die als Leitstruktur für die Entwicklung neuartiger Antibiotika dienen könnte“, berichten die Forscher aus Baden-Württemberg. Bereits 2016 entdeckten sie einen weiteren antibiotischen Wirkstoff im Mikrobiom unserer Nase – das sogenannte Lugdunin.

Epifadin ist chemisch instabil und nur wenige Stunden aktiv. Es dauerte zehn Jahre, bis Forscher den Stoff in seiner reinen Form untersuchen konnten. Diese Instabilität ist jedoch für die Behandlung von Krankheiten von Vorteil, da Epifadin nur lokal wirkt und Kollateralschäden weniger wahrscheinlich sind.

Arzt warnt vor Erkältungen Deshalb werden Kinder ständig krank

Deshalb werden Kinder ständig krank

Quelle: BILD

Die Forscher schlagen vor, Epifadin-produzierende Bakterien in der Nasenschleimhaut und auf unserer Haut gezielt einzusetzen, um das Wachstum von Krankheitserregern zu unterdrücken. Dies könnte bakteriellen Infektionen vorbeugen – mit natürlichen, probiotischen Mitteln.

Ob der Wirkstoff auch in reiner Form verabreicht werden kann, bleibt fraglich. Die Forscher wollen daher künstliche Moleküle herstellen, die in Struktur und Wirkung dem Epifadin ähneln, stabiler und einfacher zu handhaben sind.

Die Studie wurde in Nature Microbiology veröffentlicht.

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: